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Big Hug - Projektwettbewerb für Genossenschaftswohnen in Pratteln, CH

Vision von 

Christine, Sasha, Xavi, Julia

Jahr

2025

Art

Entwurf

 


Der Baukörper fügt sich maßstäblich in die heterogene Umgebung ein. Mit seiner Satteldachform greift er die typischen Dachformen der Nachbarschaft auf und stärkt so den lokalen Kontext. Die Erschließung erfolgt – wie bereits in der Bestandssituation – von Norden. Die Giebelseiten orientieren sich nach Süden, wodurch sich die traufseitige Fassade im Westen zurücknimmt und gegenüber den Nachbargebäuden keine bedrängende Wirkung entfaltet. 
Die
maximal zulässige Gebäudelänge und -höhe wird ausgeschöpft, das Volumen jedoch gezielt an der nordwestlichen Grundstücksecke positioniert. So bleibt ein Großteil des bestehenden Gartens erhalten - ebenso wie der offene Bezug zum „zusammengewachsenen“ Nachbargarten im Osten. Im Süden reagiert der Baukörper mit einer abgeschrägten Kante auf die Grundstücksgrenze. Die Gebäudefigur entwickelt sich als großzügige Geste der Umarmung („Big Hug“) um die bestehende Linde – Zentrum gemeinschaftlichen Freiraums und identitätsstiftender Anker des Entwurfs. Die Entscheidung für einen kompakten, zusammenhängenden Baukörper ermöglicht eine effiziente Ausnutzung des Grundstücks und schafft zugleich bewusst Raum für den gemeinschaftlich genutzten Garten, der sich frei entfalten kann.

Das Gebäude folgt dem Prinzip des minimalen Eingriffs: Es ruht auf Pilotis und hebt sich leicht über das Gelände. So bleibt der wertvolle Oberboden weitgehend unberührt, Bodenorganismen werden geschützt, und die Durchlässigkeit des Grundstücks für Tiere – insbesondere in Ost-West-Richtung – bleibt erhalten. Zugleich reduziert sich der Materialeinsatz für die Gründung, CO2 wird eingespart, und das Gebäude ist gegen Hochwasser geschützt.


Der Entwurf arbeitet mit einer klaren Zonierung, wodurch die einzelnen Teilbereiche im Freiraum einen jeweils eigenständigen Charakter und damit unterschiedliche Qualitäten erhalten. Direkt an die Wartenbergstraße und die Laubengangerschließung im Osten angrenzend, liegt der Tanzlindenplatz als öffentlicher Quartiersplatz. Die imposante Linde bildet den Mittelpunkt dieses Ortes und lädt Anwohner*innen und Besucher*innen gleichermaßen zum Verweilen unter dem Blätterdach und gemeinsamen Veranstaltungen im Freiraum ein. Durch den Baumbestand und die Gebäudekubatur samt Terrasse wird der Platz im Süden gefasst. Hier beginnt der Secret Garden, der die besondere Atmosphäre des bisherigen Bestandes aufgreift und verstärkt. Unter Streuobstgehölze auf extensiven Wiesen finden Nutzer*innen individuelle Lieblingsorte, die sie mit mobilen Sitzelementen bespielen können. Im Westen des Grundstücks, schmiegt sich ein Aktivitätsband mit Spielelementen und Beeten an die Grundstücksgrenze. Der Laubengang und die Terrasse vermitteln jeweils zwischen dem Innen- und dem Außenraum.

Der Entwurf will nicht nur nach Innen eine gestalterische und soziale Kraft entfalten, sondern auch mit dem Viertel in Austausch treten. Dazu werden unterschiedliche Elemente entwickelt, welche die Verknüpfung stärken. Zunächst dient der Lindenplatz als wichtiger Nachbarschaftsplatz, auf welchem kleine Feste, lange Tafeln, Nachmittagsbetreuung oder einfach gemeinsames Verweilen stattfinden können. Er dient nicht allein der Genossenschaft, sondern soll zum wichtigen Baustein im Nachbarschaftsgefüge werden. Im südlichen Garten regen gemeinsame Pflanzaktionen zum Zusammenkommen ein. Über Patenschaften übernehmen Anwohner*innen aber auch Personen aus dem Viertel Verantwortung und wirken an der Pflege mit. Der Spielbereich mit Geräten und Abenteuerflächen am Hang lädt ebenfalls Kinder aus der Nachbarschaft auf das Grundstück ein. Die Gartenflächen der Anwohner*innen dienen der Selbstversorgung, können jedoch auch als lokale Ernte mit Nachbar*innen geteilt werden.


„Wohnen im gesamten Haus“
Das Konzept geht über das klassische Wohnen in der eigenen Einheit hinaus: Es schafft Orte, die im Alltag geteilt werden – auf dem Weg, im Garten, beim Wäschewaschen oder Kochen. Dieses Prinzip wird auf unterschiedlichen Maßstabsebenen angewendet – von der Wohnung über die Erschließung bis zu den gemeinschaftlichen Räumen. Ein zentral gelegener Waschraum direkt am Haupteingang, neben der Haupttreppe und den Briefkästen, fördert beiläufige Begegnungen. An der Südseite entsteht ein lichtdurchfluteter Raum für alle: ein gemeinsames Gewächshaus, das den Garten auch in der kalten Jahreszeit erlebbar macht. Die Nutzung bleibt bewusst offen – gemeinsames Kochen, Lesen am Kamin, Meditieren oder Werkeln: alles ist möglich, nichts ist vorgegeben.
Das Haus wird von mehreren „Zirkulationspromenaden“ durchzogen, die vielfältige Wege durch das Gebäude eröffnen. So führt ein direkter Pfad vom Eingang zu den Gemüsebeeten im Garten, ein anderer vom Wintergarten hinauf in die Clusterwohnung im Dachgeschoss. Das Grundrisskonzept schafft großzügige Clusterwohnungen und fördert den Austausch zwischen den Einheiten.