Ein Net(t)zwerk für den Ländlichen Raum

Die Ausgangslage im ländlichen Thüringen ist problematisch: vernachlässigte Versorgungseinrichtungen, mangelnde Arbeitsplatzaussichten, kulturelle Defizite und immer längere Wege. Angesichts der „Landflucht“ wird der öffentliche Nahverkehr weiter ausgedünnt, die Reduktion der Daseinsvorsorge beschleunigt die Abwärtsspirale.

Dem wirkt das Konzept der Vernetzung und Belebung der kleinteiligen Siedlungsstruktur entgegen. Darin liegt dann die Chance zu einem Paradigmenwechsel, zu einer Umkehr, dass gerade diese Verteiltheit und Landschaftlichkeit neue Lebensperspektiven eröffnen kann und ein Ort wie Urleben, der hier als Hintergrund genutzt wird, weiter aufblüht. Das digitale Netz erschließt so den ländlichen Raum in seiner eigentlich vorhandenen räumlichen und sozialen Tiefe - öffnet erst virtuell und dann analog Garten-, Hof- und Haustüren.

Das Net(t)zwerk wird zum Substrat diverser Austausch- und Tauschprozesse, die auf der Chancengleichheit der Beteiligten beruhen sollen. Gemeinschaftlich erschlossen wird dabei der „Personelle Fundus“ an Fertigkeiten und Fähigkeiten der Menschen vor Ort, der „Materielle Fundus“ an Gärten, Häusern, Autos zum Teilen, und vorhandene Potenziale der Gemeinschaftsförderung, etwa Fahrdienste, Pflege und Fürsorge sowie der „Raumförderung“ wie Streuobsternte, aber auch Renovierungen und handwerkliche Arbeiten.

Thüringen wartet mit Leere auf. Mit Leere gehen vernachlässigte Versorgungseinrichtungen, mangelnde Arbeitsplatzaussichten, eine Beschneidung des kulturellen Angebots und demnach eine Senkung des Lebensstandards vor Ort oder der Wegzug einher.

In einer Zukunftsvision wird das Verständnis umgedreht: Leere wird zum Potential. Nicht was bereits an Infrastruktur im Raum ist, sondern alles was nicht ist, wird Anziehungspunkt.

Die große Weite bietet die Möglichkeit, Neues zu etablieren und ungewohnte Wege zu beschreiten, um eine Bedürfnisbefriedigung auf dem Land gewährleisten zu können.

Zeit für ein neues Raum- und Aufgabenteilungssystem für ländliche Regionen. Es basiert auf 1) Personeller Fundus
 2) Materieller Fundus 
3) Gemeinschaftsförderung 
4) Raumförderung

Über digitale Medien und lokale Stellen vernetzen sich interessierte Raumteilhabende. Im Austausch stehen anschließend materielle Ressourcen, sowie soziale, ökologische, ökonomische und ästhetische Dienstleistungen für den Raum und die Gesellschaft.

Ein Austausch im Net(t)zwerk erfolgt, wenn auf allen Ebenen ein Mehrwert für die direkt Beteiligten und die Dorfgemeinschaft und Region in Aussicht steht. Durch das System wird Verantwortung eingefordert, jedoch auch jedem zugetraut.

Städtebaulich wird auf die Idee der Allmende zurückgegriffen. Von Leerstand bedrohten Gebäude werden günstig verfügbar gemacht, sollen aber dafür renoviert und erhalten werden und einen öffentlichen Raum innen oder im Hof als Treffpunkt etablieren.

Allmende Obsthain - Am Dorfrand werden gemeinschaftlich gepflegte Streuobstwiesen angelegt. Diese haben einen ökologischen Wert, fassen die historische Dorfstruktur und bringen Bewohner*innen zusammen.

Dorfstraße Anger - Leerstehende Gebäude werden wieder belebt und Sharing Angebote zur unkomplizierten Mobilität implementiert.

Garten - Diversität an Akteur*innen und raumfördernde Dienstleistungen schließen die Umwelt mit ein. Sie kann als Erholungsort für den Menschen wie Habitat für Flora und Fauna gleichermaßen weiterentwickelt und geschützt werden.

Hof - Die typischen Hofstrukturen sollten in ihrer Typologie erhalten bleiben um den Innenhof als Zentrum des Haushalts und Treffpunkt der Nachbarschaft zu etablieren. Die weiten Räume können durch flexible Stützsysteme angepasst werden.

Office - Statt Einfamilienhaussiedlungen am Dorfrand zu genehmigen, werden die von Leerstand bedrohten Gebäude innerorts im Net(t)zwerk wiederbelebt. Neben Wohnen entstehen Arbeitsräume.